Ich will eigentlich nicht zu viel Werbung für andere Seiten hier machen. Aber zu diesem Thema würde ich mal wieder einen Rasenfunk empfehlen. Die haben unter dem Namen
Fußballkultur 2.0 über ähnliche Dinge diskutiert. Es geht hier überraschend wenig um Investoreneinflüsse, aber doch über sehr viele Dinge, die mit der Kommerzialisierung des Fussballs einher gehen. Geht über 84 Minuten, aber ich fand es keine Minute langweillig. Es bleibt auch bei einer offenen Diskussion. D. h. es wird am Ende kein Fazit gezogen, nach dem Motto "Ja, so ist es!" und alle Nicken. Es werden wirklich nur Fragestellungen besprochen.
Ich "klaue" jetzt auch mal einen Teil des Eingangsstatements (durchaus auch ein wenig zugespitzt), weil ich glaube, es passt hier ganz gut."Wen wir uns wünschen würden, welchen Fussball wir gerne haben [...] dann soll der bodenständig sein, frei von Kommerz, erschwinglich, ehrlich, mit Stehplätzen, Bratwurst und Bier und das alles am Samstag um 15.30 Uhr." Und ich muss für mich persönlich sagen: Ja, klingt gut! So wie es in meiner Jugendzeit in etwa war. Mir ist aber ebenso klar, dass die Welt sich seitdem ein ganzes Stückchen weiter gedreht hat. Und wenn ich meine Schüler anschaue (ab 16 Jahren aufwärts), dann ist dies Bild so gar nicht mehr vorhanden. Die kommen aber sehr oft mit Fussballtrikots in den Unterricht und ich sehe da in der Tat sehr wenige Bundesligatrikots: Real Madrid dominiert alles, aber die Engländer sind da vertreten, genauso wie Juve, Paris oder Barca. Ab und an kommt mal Bayern. Aber gut, jetzt laufe ich Gefahr abzuschweifen.
Was ich ebenfalls gut finde ist, dass der Begriff Fussballkultur oder (jetzt erweitere ich: Tradition) eben alles andere als einheitlich ist. Dazu hat vermutlich jeder seine eigene Meinung. Und deswegen kann man auch nur aus der entsprechenden Perspektive verstehen, warum für manche Leute die eine oder andere Neuerung bedrohlich ist oder eben nicht oder etwas dazwischen.
So viel zu dem Podcast.
JohnDRockford hat geschrieben: ↑Fr 17. Mai 2019, 09:54
Hallo nach langer Zeit mal wieder,
Ja, Hallo, auf jeden Fall gerne mal wieder öfter!
JohnDRockford hat geschrieben: ↑Fr 17. Mai 2019, 09:54
Aus meiner Sicht ist die aktuelle Situation zumindest teilweise auch einer Art Generationenkonflikt geschuldet.
Konflikt würde ich es jetzt denke ich nicht nennen. Aber es ist definitiv so, dass die kommenden Generationen ein anderes Bild auf den Fussball haben als wir oder unsere Eltern. Also, das ist natürlich generell mit allem in unserer Gesellschaft so. Ganz unabhängig vom Sport, aber es hat auch Auswirkungen auf den Fussball.
Ansonsten stimme ich Dir da vollkommen zu. Ich hätte in den 80er Jahren gar nicht gewusst, wo ich die Ligen aus Spanien, England, Italien oder sonst was hätte sehen können. Heute ist das alles kein Problem. Die tollsten Szenen und Tore bekomme ich zumindest schon über youtube mit. Jederzeit, wann immer ich will.
Ich finde den Punkt deswegen nicht unwichtig, weil es wie Du sagst immer mal wieder die sehr schwammigen Formulierungen gibt, wenn man z. B. 50+1 verteidigt. Es sind dann meist Dinge, wie z. B. eine Fussballkultur oder -tradition, die gar nicht klar umrissen ist und die bei Leuten wie mir vielleicht noch zutrifft (Generation 40+) aber die Generation danach schon gar nicht mehr anspricht.
JohnDRockford hat geschrieben: ↑Fr 17. Mai 2019, 09:54Die regionale Komponente, die früher mehr oder weniger automatisch den "Nachschub" an Anhängern gesichert hat, ist mittlerweile fast vollständig weggefallen. Ich habe aber den Eindruck, dass genau diese Entwicklung, mag man sie nun verurteilen oder befürworten ist in dieser Hinsicht zunächst zweitrangig, von den Fußballunternehmen entweder nicht verstanden oder mutwillig ignoriert wird.
Auch hier, wo ich lebe, in Mittelfranken, dominieren nach wie vor die Farben von Nürnberg und den Fürthern. Aber es gibt tatsächlich das Problem, dass es regional einen Rückgang an Spielern im U-Team-Bereich gibt. Konsequenz:
Teams und sogar Ligen werden reduziert. Ungeachtet dessen ist der Fussball aber dennoch interessant und (ich sag mal) werberelevant, wie noch nie. Es geht aber nicht mehr (immer) den klassischen Weg. Und deswegen...
JohnDRockford hat geschrieben: ↑Fr 17. Mai 2019, 09:54 Ich habe aber den Eindruck, dass genau diese Entwicklung, mag man sie nun verurteilen oder befürworten ist in dieser Hinsicht zunächst zweitrangig, von den Fußballunternehmen entweder nicht verstanden oder mutwillig ignoriert wird.
... bin ich hier zum Teil auch bei Dir. Aber es ist nicht so, dass sich gar nichts verändert hätte. Mir persönlich geschehen die Anpassungen an die Anforderungen der Zeit aber auch meist zu schwerfällig und zu langwierig. Aber das ist ein anderes Problem. Natürlich ist unser Spieltag heute auf 5 oder 6 Termine verteilt - natürlich gehört es dazu, dass Bundesligaklubs Touren in Asien, Amerika uw. unternehmen - natürlich präsentiert uns jeder Bundesligaverein einmal im Jahr ein neues Trikot und und und.
Immer noch ist mein total subjektiver Eindruck, dass im deutschen Fussball jede Art von Veränderung erst einmal als Bedrohung aufgefasst wird. Es wird in dutzenden von Talkshows über die Probleme und Gefahren diskutiert. Und am Ende, ist die Energie etwas zu verhindern größer, als die Energie, etwas zu schaffen. Wie gesagt, total subjektiv von mir. Aber so habe ich es eigentlich immer erlebt, seit ich Fussball schaue.
JohnDRockford hat geschrieben: ↑Fr 17. Mai 2019, 09:54
Womit wir beim zweiten Gedankengang sind: Fußball
unternehmen
Ganz genau. Und dabei ist die tatsächliche Unternehmensform meiner Meinung nach zweitrangig. Freiburg oder Schalke sind soweit ich weiß wirklich noch Vereine in all ihren Strukturen. Aber die haben mittlerweile dreistellige Millionenumsätze. Da kann man ohne unternehmerische Herangehensweise nicht mit arbeiten. Freiburg hat keinen ehrenamtlichen Schatzmeister, die haben natürlich ein Management. Und da klappt das gemessen an den Voraussetzungen ja auch relativ gut.
Wenn ich nun ein bißchen auf den Anfang meines Posts zurück komme, wie wünsche ich mir Fussball, dann fehlt da natürlich noch, dass meine Mannschaften erfolgreich sind. Und damit meine ich auch international. Die Bundesliga kann 9 mal am Samstag um 15.30 Uhr starten. Das ist mir völlig schnuppe, wenn ich weiß, dass wäre nur noch eine drittklassige Veranstaltung. Was sie aktuell zum Glück nicht ist!
Mir fällt da in dem Zusammenhang 1860 München ein. Was war das für eine Party, als die das erste Mal nach Jahren wieder im Gründwalder Stadion angetreten sind. Das Problem ist natürlich, dass dies in der Regionalliga war. Aber wenn das für die Mehrheit wichtiger ist, als der sportliche Erfolg, dann ist das auch vollkommen okay so. Man kann auch in den Ligen 3 und abwärts Spaß haben. Nur finde ich, dass man anderen Vereinen die Möglichkeit eröffnen muss, andere Wege zu gehen. Ich nenne 1860 ganz gerne, weil die immer wieder als das ultimative Paradebeispiel für misslungene Investorenschaft herangezogen werden. Aber ich beobachte den Verein schon so lange und denke mir immer wieder. Das war auch die Jahre unmittelbar davor keinen Deut besser.