Da ist tatsächlich die Wahl des Begriffs ein Teil des Problems, meiner Ansicht nach. Mit einer "Blase" verbindet man eben zwangsläufig etwas, was gar nicht anders kann, als irgendwann zu "platzen". Damit verengt man den Begriff irreführend. (Semiotisch betrachtet )Macaroli hat geschrieben: Auf der ersten Seite wird sehr, sehr oft von einer Blase gesprochen. Ich bin auch kein Wirtschaftswissenschaftler (wobei man sagen muss, dass in der Geschichte der Spekulationsblasen regelmäßig auch die "Experten" so richtig daneben lagen), aber ich habe den Eindruck, das Wort wird teilweise falsch verwendet und selbst wenn es richtig wäre, sind die Konsequenzen wohl doch andere als erwartet.
Was eine Blase eigentlich ausmacht (das hab ich aus einem Lexikon für Wirtschaftswissenschaften, sicher gibt es auch da unterschiedliche Definitionen), ist eine spekulative Übertreibung des Preises, welche nicht durch realwirtschaftliche Umstände zu rechtfertigen ist.
Aktuell würde ich aber Situation so bewerten: In England (und auch in Deutschland, Rest kann ich nicht beurteilen) haben sich konkurrierende Pay-TV-Unternehmen einen Preiskampf geliefert, als es darum ging, sich claims abzustecken im sich neu ordnenden TV-Anbietermarkt, befeuert durch die vom EU-Kartellamt durchgesetzte No-single-buyer-Regel. Man kann die Vermutung haben, dass sich die dafür erforderlichen Einnahmen im zersplitterten Angebot nicht in diesem Ausmaß realisieren lassen werden und es deswegen bei den jeweiligen Inlandsrechten zumindest nicht so weitergehen wird. Das könnte zu einer Marktbereinigung führen, die bei den nächsten Bieterrunden zu einem gewissen Rückgang führt.
Das wäre kein "Platzen", bleibt vielleicht auch aus oder wird vielleicht durch weiter steigende Auslandsrechte kompensiert, insbesondere bei der PL. Das jetzt kurzfristig zu erwarten oder zu denken, es würde schnell den Vorteil der PL beenden, halte zumindest ich für unrealistisch. Die meisten der Player sind finanzstark genug, um da auch Verluste eine Weile lang auszuhalten.
Jetzt dauernd über ein "Platzen der Blase" zu debattieren, finde ich deshalb witzlos.
Und was die externen Zuflüsse durch Finanziers betrifft, wird das genau so lange kein Ende finden, wie das die UEFA nicht effektiv unterbindet. Also in der Realität eher nicht.
Macaroli hat geschrieben: Eine andere Sache ist, dass ich den Eindruck habe, wir bewegen uns eher zu 90% bei der moralischen Bewertung der Ablsösesummenentwicklung, als bei der sachlichen Einschätzung... wenn man sich unsere Erzieherinnen oder Pflegekräfte anschaut, wenn man alleinerziehende Mütter mit 2 Jobs sieht, die in einer knapp bemessenen Wohnung sich fast schon beide Beine ausreißen, damit ihre Kinder materiell das Notwedigste haben.
Das ist für mich auch eher eine Ersatzmoral, die sich um die wirklich relevanten sozialen Fragen rumdrückt. Ich kann mich auch über die Einnahmen einer Helene Fischer aufregen, aber die macht nun mal die "Musik", für die die Kunden zahlen. Bei Kickern ist das auch nicht viel anders.
Wenn man da wieder zurück zu mehr "Gerechtigkeit" will, muss man dafür sorgen, dass die neuen globalen Monsterkonzerne wie Facebook, Amazon oder eben auch Murdoch, Discovery und co wieder dort versteuern, wo sie ihre Einnahmen machen, zu den Steuersätzen, die auch andere zahlen. Viele davon partizipieren auch am Fußballgeschäft, dazu gehören auch andere Firmen, die in dem Umfeld direkt oder indirekt aktiv sind, wie Coca-Cola, Nike-Adidas etc, die Wettfirmen uvm. Alles Steuervermeider in unfassbarem Ausmaß.
Da allerdings kommen wir in einen Bereich, wo wenig passiert, weil .... ach lassen wir das, ist Real-Politik.
Es war schon aber nicht ganz zufällig genau die Zeit, als die BuLi anschliessend international am wenigsten wettbewerbsfähig war. Man könnte ja auf sowas für England hoffen, aber wie gesagt, in dem Ausmaß glaube ich daran nicht.Macaroli hat geschrieben:
In Deutschland hatten wir Anfang des Jahrtausends mal eine Situtation, dass die Kirch-Pleite empfindiche Einbußen für die Bundesliga bei dern TV-Einnahmen mit sich brachte. Ich würde jetzt nicht sagen, dass da eine Blase platzte. Vielmehr gab es eine Stagnation, welche International ein paar Jahre spürbar war.
Bis zu einem gewissen Grad sind sie bei den Gehältern natürlich schon dazu gezwungen. Momentan kann man in England wohl schon doppelt soviel verdienen wie in der Buli. Je größer der Abstand wird, desto weniger gute Spieler werden hier bleiben.Macaroli hat geschrieben: Ich weiß nicht, ob der Rest mitziehen muss. Es sind wohl eher zwei Dinge, die entscheidend sind: 1. Der wirtschafltiche Erfolg - 2. Der sportliche Erfolg.
Dass sich da RB einen Vorteil verschaffen konnte, liegt aber weniger an der Regel an sich, als daran dass der DFB ihre Umgehung mit Bauerntricks zulässt. RB hat im Endeffekt ja auch nicht furchtbar unverhältnismäßig viel investiert. Der entscheidende Vorteil war, dass Mateschitz von Anfang die totale Kontrolle hatte, was für ihn sicher eine Bedingung für das Projekt war.Macaroli hat geschrieben:
Ich habe schon ein paar Mal geschrieben, dass ich für eine Abschaffung von 50+1 bin. Nicht weil ich die Regelung an sich verkehrt finde, aber aktuell ist sie selbst innerhalb Deutschlands höchst unfair. Ein 1. FC Nürnberg muss sich an die bestehenden Regeln halten. Würde aber ein 1. FC Adidas Herzogenaurach gegründet, dann könnten sie den RaBa Leipzig - Weg gehen und in 5 Jahren Bundesliga spielen. Gut, die Regeln gelten zwar für beide Teams, aber unabhängig davon ob man das gut findet oder nicht, hat der Klub keine Wahl, er muss 20 Jahre (bei einem Investorenneueinstieg) warten, bis 50+1 umgangen werden kann. Ein neuer Klub a lá RaBa kann das schneller machen. Aber dass andere Vereine nicht diese Wahl haben (es wird ja niemand gezwungen), das ist eigentlich nicht zu akzeptieren und erreicht wettbewerbsverzerrende Ausmaße. Ich kann die Befürworter der Regel ja verstehen, aber die aktuelle Auslegung der Regel schadet den Traditionsvereinen auf Dauer mehr, als eine Abschaffung.
Letztlich würde sich daran nicht viel ändern. Es wird auch dann Clubs mit besseren und schlechteren finanziellen Bedingungen geben. Nur würde es schwerer werden, sich durch sportlichen Erfolg nach oben zu arbeiten, weil die Lücke größer wäre und der Anteil der erfolgsabhängigen Gesamtfinanzierung geringer.Macaroli hat geschrieben:
Aber das wird es nicht mehr. Und auch in Deutschland ist es schon so weit ausgehöhlt, dass es mehr schadet als nutzt. Hannover 96 nutzt nun als Klub die 20-Jahre-Klausel. Vielleicht kommen noch 2 oder 3 kleiner Klubs nach und so nach und nach weicht die Regel soweit auf, dass die Klubs, welche nicht können oder nicht dürfen, einen starken Wettbewerbsnachteil haben.
Und Hoffenheim hat gezeigt, dass man einen Verein auch unter Beachtung der 20-Jahre-Regelung sinnvoll aufbauen kann. 7 Jahre mit Haltefrist, wie mal geplant, würden mir ja auch reichen, um Knallchargen und Heuschrecken fernzuhalten.
Vollspann hat geschrieben:http://www.football-observatory.com/
Die Seite kann ich generell nur jedem mit erotischem Verhältnis zu Statistiken empfehlen.
Macaroli hat geschrieben: Ich hoffe, es hält sich noch in Grenzen. ^^