albanischerschwabe hat geschrieben:Wir sind doch nur in dieser Situation weil Mannschaften leichtfertig in der Quali ausgeschieden sind(meine Stuttgarter, Mainz....), diese Punkte haben dann eben gefehlt. Und trotzdem haben wir England überholt. Wenn die Quali überstanden wurde, lief es ja fast immer gut.
Ja, wobei das nicht alleine ein Problem der Bundesliga ist. Italien hatte letztes Jahr mal wieder alle Klubs in der Gruppenphase, das ist nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit gewesen. Hat sie diesmal aber auch sehr stark gepusht. Selbst die PL lässt immer mal wieder eine Mannschaft vorab liegen. Und wenn das Elfmeterschießen auf Malta gestern anders verlaufen wäre, hätten die Engländer gleich vor den eigentlich wahrgenommenen Wettbewerb einen Ausfall zu beklagen gehabt. Womit nicht gesagt sein soll, dass die frühen K.O. von Mainz und Stuttgart nicht weh taten. Hätten die beiden in den letzten Jahren geschafft in die Gruppenphase einzuziehen, wäre dies ohne überheblich zu sein, sicherlich noch ein Zugewinn von 1 bis 1,5 Pkt. gewesen, bei negativer Prognose.
albanischerschwabe hat geschrieben:Auch wenn die Angst jetzt groß ist, der TV-Vertrag der PL ist jetzt nichts neues.
Wie Honigstein in seinen guten Artikeln immer wieder erklärt, das Verhältnis PL und Buli ist schon länger 1,8.
Dann rechne ich da glaube ich falsch. Aber ich lasse mich gerne belehren. Aktuell bekommt die Premier League aus der
nationalen TV-Vermarktung 2,3 Milliarden € pro Jahr. Wohlgemerkt für 20 Mannschaften. Die Bundesliga bekommt für die Saison 2015/16 663 Millionen € (dank einer dynamisch vereinbarten Steigerung werden es eine Saison später 673 Mio. sein), nicht vergessen darf man dabei, dass es 2 Bundesligen gibt. Auch die 2. Liga partizipiert daran. Der Schlüssel ist hierbei 80% für Liga 1 und 20% für Liga 2. Die 3. Liga läuft hierbei separat.
Es ist immer schwierig, verschiedene Systeme miteinander zu vergleichen, aber nimmt man nun die Zahlen der ersten englischen und der ersten deutschen Liga, so hat man nun für ein Jahr nationale Vermarktung aus den TV-Geldern also 2,3 Mrd zu (abgerundet) 530 Mio. macht einen Schlüssel von 4,34:1 - okay, nun gibt es noch die Ungleichheit von 20 Mannschaften zu 18, aber um dann genauer zu vergleichen muss man den Verteilerschlüssel der einzelnen Vereine berücksichtigen, der in England auch nochmal zu leistungesgekoppelten und auch medialen Interessen gekoppelten Verteilungen führt (so wird der FC Liverpool, selbst wenn er 14ter wird vermutlich mehr TV-Präsenz besitzen als Sunderland, wenn sie in gleichen Regionen landen - und somit auch mehr Geld erhalten - sehr vereinfacht ausgedrückt).
Würden die kommenden TV-Gelder in der Tat bei 1,1 Mrd liegen, wobei ich mir das nicht vorstellen kann, dass diese Zahlen für die Bundesliga durch die rein nationale Vermarktung in absehbarer diesen Betrag hergeben könnten, dann wäre das nach jetzigem Verteilerschlüssel 880 Mio. für Liga 1, wäre dann ein Schlüssel von immer noch 2,61:1.
Gut, durch das hinzuziehen der internationalen TV-Vermarktung könnte die Milliardengrenze vermutlich wirklich fallen. In der
Saison 2016/17 wird es 835 Mio. € für die Bundesliga inklusive Auslandsvermarktung geben. So sind jedenfalls die Zahlen in der Presse. Soweit ich es heraus lesen kann, handelt es sich um die Zusammenrechnung der Gelder, d. h. die 2. Liga muss berücksichtigt werden, auch wenn ich nicht weiß, wie viel von den internationalen Geldern in die 2. Liga fließen und ob das überhaupt der Fall ist. England bekommt von 2016 bis 2019 geschätzte 2,6 Milliarden € aus der Auslandsvermarktung (Zahlen aus der Presse). Grob gerechnet pro Jahr also nochmal über 860 Millionen €. Der Unterschied in diesem Sektor ist groß. Nun sind die TV-Einnahmen natürlich nicht alles, und sicher werden europaweit mehr Bayern, Dortmund oder Schalke-Trikots verkauft, als die vom FC Watford (behaupte ich jetzt einfach mal). Tröstend ist vielleicht, dass England wirklich allen anderen Ländern enteilt ist, also nicht nur Deutschland. Spanien und Italien sind in Reichweite, was die TV-Gelder angeht.
Natürlich nutzt es aber nichts zu lamentieren. England hat finanziell den Jackpot abgeräumt. Greets dazu! Jetzt muss man das sportlich sehen und schauen, wie man vielleicht näher kommen kann. Jedenfalls ist das so mein Verständnis von Wettbewerb. Und dabei würde ich mir schon mal wünschen, dass diese Mentalität, sich das Alte zu bewahren, ein wenig abgelegt werden könnte. Welche Dinge das sind haben wir schon oft diskutiert:
50+1 - Wozu brauchen wir das noch, wenn in den unteren Ligen Vereine entstehen, welche das über Umwegen aushebeln. Die Leidtragenden sind dann die Vereine, die viele Fans eigentlich schützen möchten, nämlich die Klubs, welche nicht über die 50+1 - Regel hinaus kommen dürfen. Oder diese warten eben ihre 20 Jahre ab, was die Investoren aus dem Ausland aber stark abschreckt, wie wir aktuell sehen.
Aufgesplitteter Spieltag - Gerade ist in der Diskussion 5 Spiele Montags zu bringen sowie zusätzlich 5 Spiele am Sonntagnachmittag. Und schon formiert sich der
Protest in Fussballdeutschland. Abgesehen von höheren TV-Geldern könnte man damit auch die anderen Merchandising-Möglichkeiten erhöhen.
Höhere Auslandspräsenz - Bayern macht es vor. Wenn man wachsen will, muss man auch etwas dafür tun. Auch hier sind es mehrere Faktoren, die wichtig sind. Kinder in Asien, Amerika oder Afrika, sehen doch alle Messi, Ronaldo, Rooney, Eden Hazard oder Sergio Agüero, weil die einfach Präsent sind. Natürlich kann man darüber hinaus auch Einnahmen steigern, aber wenn ein kleiner Stöpsel seit Jahren CR7 bewundert und dann mal selbst ein Großer werden kann, wo geht er dann hin? Genau, nach Hannover
*Sorry Niedersachsen, war ironisch gemeint* - womöglich geht er auch nicht mal zu Bayern, wenn die angebotenen Konditionen vergleichbar gut sind.
Übrigens fand ich den Vorschlag von Rummenigge gar nicht so daneben, den
Supercup möglicherweise im Ausland abzuhalten. Sportlich eher zweitrangig, könnte man da vermarktungstechnisch vielleicht einiges machen. Man muss nur mal die Scheu ablegen neue Wege zu gehen.
Ich frage mich gerade wann Deutschland im Fussball einmal Sperspitze einer Entwicklung war? Trotz Weltmeisterschaftssieg kann ich mich da gar nicht daran erinnern. Ich habe manchmal den Eindruck, hierzulande schaut man einer Entwicklung lange staunend zu und reagiert erst dann, wenn es gar nicht anders geht. So war es schon bei taktischen Belangen (Libero und Manndeckung vs. Viererkette und Raumdeckung), in der Jugendförderung (es musste erst ein katastrophales Turnier wie die EM 2000 stattfinden, bis man diese nachhaltig anging - obwohl die Zeichen schon lange vorher zu sehen waren) und so ist es jetzt mit oben genannten Themen. Ich selbst war vor kurzem erst in den USA und muss sagen, so kann eine Sportvermarktung auch aussehen. Natürlich will ich auch nicht alles auf den Fussball übertragen, aber in Punkto TV-Präsenz ist das einzigartig, da ist sogar die Premier League noch in den Kinderschuhen.
Ich denke halt, die Bundesliga hat ein sehr, sehr großes Potential, vielleicht sogar größer als das der englischen Liga, aber sie bremst sich eher aus, als dass sie dieses Potential mal komplett entfaltet. Mittlerweile hoffe ich sogar, dass ein Klub wie RB Leipzig einfach mal zeigt, was möglich ist, wenn anders denken würde. Unter anderen Vorraussetzungen wäre es mir eigentlich ja lieber, es würde sich um einen anderen Leipziger Klub handeln. Aber so sind eben gerade die Realitäten.