Immerhin sind die in England gerade kräftig dabei nach Gründen zu suchen. Meist sind ja die ersten Schnellüberlegungen nicht immer die richtigen, wie froglegeater auch geschrieben hat.
froglegeater hat geschrieben:Die fehlende Winterpause wird diskutiert, und als Ursache ausgeschlossen. Denn trotz fehlender Winterpause dominierte England bis 2009 die Champions League, mit dem Höhepunkt in den Saisons 2007/08 und 2008/09, als 6 von 8 Halbfinalisten aus der Premier League kamen.
Ich such jetzt nicht die Artikel raus, aber die fehlende Winterpause bzw., nein, das bestehen einer Winterpause wurde mal als Standortnachteil der Bundesliga angesehen. Grund war damals (die Diskussion zieht sich bis in die 80er Jahre - zumindest hatte die da das erste Mal mitbekommen), dass man wie im Sommer, nach einer Trainingsunterbrechung (wenn man sich das als Profi erlauben kann) wieder neu beginnen muss, Aufbautraining betreiben muss etc. Damals wurde gerade im Hinblick auf Europa gesagt, dass alle Länder ohne Winterpause hier einen Vorteil haben. Naja, ich glaube es kann entscheidend sein, auf welchem Level man ist. Aber England ist reihenweise ausgeschieden. Die Bundesliga hatte nach dem Winter einige "Verluste" - selbst Bayern hatte sich im ersten Spiel in Donezk schwer getan. Ich denke, in dem Punkt legt es sich jeder so aus wie er will. Ich bin selbst zu sehr Laie um das medizinisch oder sportwissenschaftlich beurteilen zu können. Aber scheinbar scheinen sich ja auch die Profis das nicht einig zu sein. Was den sportlichen Erfolg angeht, scheint mir das in den Siegerlisten der vergangenen Jahrzehnte nicht der entscheidende Parameter zu sein.
froglegeater hat geschrieben:Auch der zu volle Spielkalender wird diskutiert. Und ebenfalls als Ursache ausgeschlossen. Mit der Begründung, dass Chelsea vor dem PSG-Spiel eine 11-tägige Ruhepause hatte, und trotzdem gegen einen Gegner in Unterzahl kämpferisch nicht mithalten konnte.
Vielleicht hat ja gerade die Pause Chelsea aus dem Rhytmus gebracht?
Wobei ich durchaus glaube, dass der volle Spielkalender hier schon einen Ausschlag geben kann. Die Liga hat mehr Vereine, man spielt 2 Pokale. Da kann für erfolgreiche Vereine schon mehr zusammen kommen, als in Deutschland beispielsweise. Aber auch hier der Vergleich anderswo: Spanien, Italien und Frankreich haben genauso große Ligen und umfangreichere Pokalwettbewerbe (z. B. teilweise auch mit Hin- und Rückspiel - Modus). Und in vielen großen Ligen ist der Spieltag regelrecht "auseinandergepflückt", d. h. man man hat auch nicht unbedingt einen Rythmus im Sinne von jeden Samstag Liga und jeden Mittwoch was anderes. Schwer. Also ich glaube man kann Profimannschaften überfordern, aber in wieweit das ein Standortnachteil für England sein sollte weiß ich nicht.
froglegeater hat geschrieben:Die TV-Gelder der Premier League sind astronomisch hoch, werden aber sehr ausgeglichen verteilt. Das resultiert in einer Liga, in der der Meister 200 Millionen pro Jahr bekommt, und der Letzte immer nich 127 Millionen. [...] Le Monde geht gar soweit zu behaupten, dass so wie die französischen Klubs die EL abschenken, englische Klubs in Zukunft die CL abschenken könnten.
Das ist natürlich interessant. Die Einnahmen in der CL sind ja unterschiedlich gewichtet, auch je nachdem aus welchem Land man kommt. Aber bisher war es soweit ich weiß so, dass der CL-Sieger Einnahmen in Höhe von 50-60 Mio. € verbuchen konnte. Nicht schlecht, aber das ist natürlich nur der Sieger. Erreicht man das Viertelfinale bzw. nur das Achtelfinale oder nicht mal das, dann ist die CL aus finanzieller Sicht in der Tat nicht so lukrativ, wie das die englische Liga verspricht. Wenn es einträglicher ist, in der Liga ein paar Plätze besser zu stehen, als in der CL weit zu kommen, dann gibt es einfach gewisse Prioritäten. Ich würde zwar nicht sagen, dass sie abschenken, aber in gewisser Weise könnte Le Monde schon recht haben. Ich habe den Eindruck, dass für eine Bundesligamannschaft Einnahmen in der CL essentiell sind um auf einem gewissen finanziellen Level zu sein. Für eine Premier League Mannschaft scheint mir das nicht der Fall zu sein.
Wenn man dieses Jahr aus sportlicher Hinsicht sieht ist es auch so, dass ich, wie ich im Italien-Thread auch schon geschrieben habe, es Losglück geben kann und eben auch Pech. Das erklärt nicht das insgesamt enttäuschende Abschneiden der englischen Klubs, aber ihre, meiner Meinung nach, beiden stärksten Vertreter hatten dieses Pech:
Manchester City bekommt z.B. in der Gruppe Bayern München zugelost, welches laut Buchhaltern meist als erster oder zumindest als zweites Team auf den Titelgewinn gesetzt ist. Folge: ManCity wird Gruppenzweiter. Dann bekommen sie im Achtelfinale das andere Top-gesetzte Team mit Barcelona. Ich finde, da war schon Pech dabei. Schaut mal was Juve zu bewältigen hatte.
Chelsea wiederum wird pflichgemäß Gruppenerster und bekommt dann wohl, wie ich finde, den schwersten Gruppenzweiten. Ich glaube den einzigsten Gruppenzweiten, der an Barcelona, Bayern oder Real rankommen könnte.
Wie gesagt, das erklärt nicht alles. Arsenal versemmelt völlig unnötig gegen Monaco - Liverpool scheitert an starken Baselern, aber selbst starke Baseler müsste man als englischer CL-Vertreter hinter sich lassen, wie ich meine. Und dann deren Aus in der EL gegen Besiktas Istanbul (welche nur eine Runde später gegen Brügge scheiterten) ist natürlich ein schwaches Resultat. Tottemham raus - Everton zum Schluss total von der Rolle (so ein Everton hätte der VfL Wolfsburg sicher abgeschossen).
Irgendwie ist die Qualität ja da in England, aber sie bringen es europaweit oft nicht auf den Platz.